Baku – Perle am Kaspischen Meer

Viele werden auf Aserbaidschan und dessen Hauptstadt Baku erst mit dem Gewinn des Eurovision Song Contest 2011 aufmerksam geworden sein. Fußballinteressierte wissen vielleicht noch, dass Aserbaidschan in der EM-Qualifikation in unserer Gruppe ist und Berti Vogts der Trainer der Fußball Nationalmannschaft ist – er leistet dort Aufbauarbeit, da Fußball in Aserbaidschan nur eine Randsportart ist. Aber sonst ist über das Land in Deutschland nicht viel zu hören. Dabei gehört die Altstadt von Baku zum Unesco Weltkulturerbe – und das zurecht.

Von Wolfgang Hesseler

Obwohl ich schon sehr viele Ziele in aller Welt bereist habe, hat mich Baku doch sehr beeindruckt. Man merkt dem Land an, dass es durch Öl zu einem gewissen Reichtum gekommen ist. Alles ist sauber herausgeputzt. In die Restaurierung der Altstadt und in die Promenade am Kaspischen Meer muss sehr viel Geld geflossen sein. Leider macht sich das Öl auch negativ bemerkbar. An der Promenade riecht es nach Öl und bei einer Rundfahrt auf dem Kaspischen Meer sieht man deutlich einen schillernden Ölfilm.

Herzstück von Baku ist die Altstadt, die zum Unesco Weltkulturerbe erklärt wurde. Hier überragt ein knapp 30 Meter hoher Turm namens Qız Qalası, was sich mit Jungfrauenturm übersetzen lässt. Er ist Teil der früheren Stadtbefestigungsanlage und beim Besuch von Baku ein Muss, da man von hier einen wunderschönen Blick auf die Altstadt, sowie die modernen Hochhäuser der Neustadt und natürlich auch das Kaspische Meer hat.

Altstadt von Baku. Foto: Wolfgang Hesseler

Der nicht weit entfernte Palast der Schirwanschahs ist das zweite große Highlight der Altstadt. Der Palastkomplex aus Sandstein wurde im späten Mittelalter gebaut und war der Sitz der Dynastie, die das nordöstliche Aserbaidschan regierte. 2003 wurde der Palast genau rekonstruiert und ist so bedeutend für das Land, dass er auf einem Geldschein abgebildet ist. Auch die restliche Altstadt mit der umgebenden Stadtmauer wurde liebevoll restauriert, so dass es Spaß macht, durch die Gassen zu gehen.

Kaspisches Meer in Baku. Foto: Wolfgang Hesseler

Die über zwei Kilometer lange, durchweg gepflasterte Promenade am Kaspischen Meer wurde mit viel Liebe zum Detail errichtet. So finden sich zahlreiche Blumenbeete, Statuen und Bäume über den Weg verteilt, die einen zum kurzweiligen Spaziergang auffordern. Aber auch in die Innenstadt mit dem Fountain Square und der zentralen Einkaufsstraße Nizami ist viel Geld geflossen. Da könnte sich so manche westliche Stadt die Finger nach lecken.

Fußgängerzone in Baku. Foto: Wolfgang Hesseler
Altstadt von Baku. Foto: Wolfgang Hesseler

Sehr stolz war man in Baku über den Sieg des Eurovision Contest 2012. Bei meinem Besuch Bakus Ende Mai hingen über vielen Straßen Banner, die den Eurovision Contest 2012 in Baku ankündigen. Sie sollen schon am Tag nach dem Gewinn von Aserbaidschan aufgehangen worden sein. Auch der Kartoffelhändler auf dem Markt von Baku sprach mich drauf an nachdem er merkte, dass ich Tourist bin und wenig Interesse an seinen Kartoffeln hatte. Die Lage des Fußballs in Aserbaidschan schätze man aber realistisch ein. Wie wir heute wissen, hat Deutschland 3:1 gewonnen. Fußball ist nur eine Randsportart ist Aserbaidschan. Das macht sich auch den Preisen der Eintrittskarten bemerkbar: umgerechnet gerade mal 1,60€ für das EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland. Da ist man hier ganz andere Preise gewohnt. Aber auch das Preisniveau für Essen und Trinken aus dem Supermarkt ist deutlich niedriger als in Deutschland. So kostet ein halber Liter Coca Cola umgerechnet gerade mal 35 Cent. Einen McDonald’s gibt es auch, ansonsten liegen die Preise in Restaurants nur leicht unter den in Deutschland.

Altstadtmauer in Baku. Foto: Wolfgang Hesseler

Richtig teuer hingegen sind die Unterkünfte, wenn man sie über die gängigen Buchungsportale bucht. Ich habe per email ein Einzelzimmer im Altstadt Hotel für 45 USD pro Nacht gebucht. Wie der Name schon andeutet, liegt es mitten in der Altstadt. Der deutsche Name ist kein Zufall, denn der Besitzer hat einige Jahre in Deutschland gelebt und fand den Namen für sein Hotel passend. Das Einzelzimmer war klein, aber ausreichend, WiFi ist gratis. Ein rechtzeitiges Buchen ist wichtig, da das Hotel wegen des guten Preis/Leistungsverhältinisses fast immer ausgebucht ist.

Spätestens mit Austragung des Eurovision Song Contests 2012 wird auch das touristische Interesse an Baku nach oben schnellen. Die Hotelpreise für diese Zeit sind es jedenfalls schon…

Fountain Squar ein Baku. Foto: Wolfgang Hesseler

Lage: Aserbaidschan ist eine ehemalige Republik der UDSSR, die sich 1991 für unabhängig erklärte. Das Land liegt im Kaukasus am Kaspischen Meer und grenzt an Russland, Georgien, Armenien und Iran, sowie der Türkei. Aserbaidschan hat etwa 9 Millionen Einwohner, von denen 2 Millionen in der Hauptstadt Baku leben.

Blick über die Altstadt von Baku. Foto: Wolfgang Hesseler

Visum: Ein Visum ist zwingend erforderlich. Leider wurde Oktober 2010 das Visa on Arrival,  bei dem man bei Ankunft auf dem Flughafen von Baku ein Visum ausgestellt bekam, wieder abgeschafft. Und zum 1.6.2011 wurde das Verfahren nochmals komplizierter, denn Visaanträge an die Botschaft per Post werden nicht mehr akzeptiert. Man muss also entweder persönlich in Berlin erscheinen oder einen Visadienst beauftragen. Details hierzu sind auf der Homepage der Botschaft von Aserbaidschan zu lesen. http://www.azembassy.de

Moschee in Baku. Foto: Wolfgang Hesseler
Blick von der Stadtmauer in Baku. Foto: Wolfgang Hesseler

Anreise: Der Flughafen der Hauptstadt Baku ist der einzige internationale Flughafen Aserbaidschans. Lufthansa fliegt im Sommer vier mal wöchentlich von Frankfurt direkt nach Baku. Deutlich billiger geht es mit airBaltic oder Aeroflot via Riga bzw. Moskau. Der Flughafen Baku liegt 15 Kilometer östlich der Stadt. Die Existenz eines öffentlichen Busses wird insbesondere von Taxifahrern, aber auch Hotels und Reisebüros gerne verneint, primär weil sie selber am Transport verdienen wollen. Normalpreis für ein Taxi ist 20 Manat, also etwa 16 Euro. Es werden aber auch gerne schon mal doppelt so hohe Preise genannt. Der Minibus Nummer 16 fährt hingegen für 0,30 Manat, mit umgerechnet knapp 30 Cent also geradezu geschenkt. Abfahrt ist alle halbe Stunde ab dem Flughafen (am besten Flughafenpersonal nach der genauen Postion fragen – Taxifahrer werden bestreiten, dass es den Bus gibt). Die Fahrzeit beträgt etwa 40 Minuten, ggf. bei Stau auch etwas länger. Die Abfahrt in Baku ist an der 28 May Straße südlich des S.Vurgun’s Parks, schräg gegenüber des Kafe Mimino, in Höhe der Kredo Bank. Zur Altstadt, wo sich die meisten günstigeren Unterkünfte befinden, geht es entweder mit Bussen (hier nach Icheri Sheher fragen, was Altstadt bedeutet) oder mit der U-Bahn. Die nächste U-Bahn Station ist die 28 May Station, knapp 10 Minuten entfernt. Von dort geht es zwei Stationen zur Endstation Icheri Sheher. Für die U-Bahn kauft man am Schalter eine Aufladekarte, für die man einen Pfand zahlt, den man bei Rückgabe erstattet bekommt. Die Fahrt selber kostet nur wenige Cent.